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Extinction, B

Oder sind diese scheinbar ausgelöschten Wesen nie dagewesen- haben sie keine Spuren hinerlassen wie die Schwärme eleganter Meerestiere, die über die Bühne gleiten und leuchten wie sich verflüchtigenden Gestalten, die zurückkehren in fremde Welten… Was ist wahr und was ist wirklich, fragt sich der Mann im Dunklen, läßt Gott einen Deal zu? Er hat die Jahrszeiten gesichert, noch, kann man sich darauf verlassen? Bleiben Berge, Meere und Erde, kehrt alles zu seinen Ursprüngen zurück?Tänzer knieen um ein zerfallenes Skelett und setzen es wieder zusammen, Kopf, Glieder, Körper, Beine, Arme, Schwanz – wird es, was war es? Alles getanzt in sanften, gleitenden Bewegungen,und wie in einer anderen Welt entsteht eine Sphäre des Geheimnisvollen, so ganz und gar, nicht erschreckend, sondern eher märchenhaft unglaublich…

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The Silence, B

Das Bühnenbild zeigt eine kleine Schneelandschaft inmitten der Lüneburger Heide, denn in Buchholz ist Falk Richter als Kind und junger Heranwachsender zuhause. Der Ort ist beschaulich und übersichtlich, jeder kennt jeden, und für Teens geradezu ein Albtraum. Idylle ist das Allerletzte, was der junge Falk wünscht, er will gehört, gesehen, akzeptiert werden in seinem Sosein und vor allem in seinem Anderssein. Die Eltern haben mit ihrer Vergangenheit seit langem abgeschlossen und sind nicht in der Lage, ihr Leben, ihre Verantwortung, ihre Einstellung zu den immerwährenden bohrenden Fragen ihres Sohnes nach ihrer Lebensgeschichte Antwort zu geben. Das treibt ihn um bis er, längst erfolgreich und angesehen in seinem Theatermetier, eine autofiiktives Stück schreibt und einen großartigen Darsteller für sich selbst findet: Dimitrij Schaad.

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Die Reise der Verlorenen, OL

Die Geschichte, um die sich hier ein gut aufgebautes erzählendes Theater rankt, ist bekannt und lehnt sich leider an die bittere Wahrheit: Im Programmheft wird das Schicksal der von der Deutschen Regierung auf die St. Louis der Hapag Reederei in Hamburg gebrachten 937 Passagiere, Frauen, Kinder und Männer, die nach Kuba abgschoben werden sollen, gut erläutert. In der Absprache zwischen Deutschland und Havanna sollten die Flüchtlinge auf der Insel zwischenstationiert werden, bis sie Visa für die Weiterfahrt nach Amerika erhalten. Unsummen Geldes waren bezahlt und – wie sich erst auf der Überfahrt herausstellt – mit ungültigen Einreise- Zertifikaten beglichen worden.

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Human Design, Tanztage, OL

Von ebensolcher Intensität und Einfühlung ist die Szene, die eine wunderbare Tänzerin mit ihrem Partner, der schwer behindert im Rollstuhl heranfährt, celebriert. Ja, es ist ein Fest der Entfaltung, das hier gezeigt wird und wohl so selten ist, wie eine Auferstehung, ein neues Lebensgefühl…denn der Mann erhebt sich aus dem sicheren Gefährt und versucht, die Partnerin zu erreichen und in ihrem beinahe schon ekstatisch hochgefahrenen Stepptanz zu beruhigen, ihr die Hand zu reichen, ihr nun wieder durch die Berühung eines anderen Menschen zu Sicherheit zu verhelfen. Eine gegenseitige Partnerschaft, wie sie wohl sehr hart erarbeitet wurde, aber mit so großem empathisch-sinnlichen Erfolg, wie ihn keine der von mir gesehenen Compagnien für sich verbuchen konnte.

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Hatched Ensemble, Tanztage OL

Das Beste vielleicht zum Schluß, aber ganz sicher das farbenprächtigste und musikalisch faszinierndste, wie Kostüme und Tanzdarbietung, fremde Musik für Augen und Ohren, aber ein tänzerisches Finale, das uns in seiner Vitalität und Intensität nach anfänglich verordneter Kontemplation erfaßt und begreifbar macht, wie sehr die Frauen auch und für lange Zeit in den afrikansichen Ländern um Würde und Freiheit kämpfen mußten. Die schönen Körper und die starren Gesichter sind in erschreckend stachelige Röcke und maskenartige Mienen verwandelt. Erst am Ende, nachdem diese tolle Truppe sich freigetanzt und zu ihren Wurzeln zurückgefunden hat, blitzen in ihren Augen Schalk und Charme auf.

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